Morcheln und Zeigerpflanzen
Kursleitung: Dirk Harmel
Nächste Termine: siehe Liste der Seminare
Morcheln gelten neben den Trüffeln als die besten Speisepilze. Gemein ist allen Arten der Morcheln, wie auch den nah verwandten Verpeln, dass sie nur im zeitigen Frühjahr zu finden sind.
Die Spitz-Morchel wächst auf Kiefernrinde und tritt nicht selten in Gärten auf, die damit gemulcht sind. Seltener ist die Speise-Morchel, die nur auf basischen Böden höherer Feuchte vorkommt. Von diesen gibt es in Berlin-Brandenburg nicht viele, einer befindet sich in der Märkischen Schweiz und tatsächlich finde ich hier regelmäßig Morcheln.
Anders als die Morcheln, von denen alle Arten essbar sind, gibt es unter der ähnlichen Lorcheln einige tödlich giftige Spezies. Wie man diese beiden Gruppen von Pilzen sicher unterscheiden kann, sehen wir uns vormittags zunächst in einem Workshop im Schweizer Haus in Buckow an.
Wer Pilze nicht nach dem Zufallsprinzip suchen, sondern am richtigen Ort zur richtigen Zeit sammeln möchte, wird sich über deren Ökologie Gedanken machen. Wir befassen uns daher im Workshop zunächst mit den verschiedenen Ernährungsweisen von Pilzen, denn natürlich ist eine bestimmte Art nur dort zu finden, wo sie die für sie notwendigen Nährstoffe findet.
Während das Wetter darüber entscheidet, wann eine Art Fruchtkörper bildet, sind die klimatischen Bedingungen für deren grundsätzliches Vorkommen relevant. Entscheidend ist dafür weiterhin die Beschaffenheit des Bodens. Diese zu erkennen helfen uns sogenannte Zeigerpflanzen, die uns recht genau Auskunft über die Bodenqualität geben. Wir befassen uns daher auch ein wenig mit den für uns wichtigen Aspekten der Geologie und Pflanzensoziologie.
Alle Theorie ist grau und deshalb starten wir nach der Mittagspause zur Exkursion durch die phantastische Landschaft der Märkischen Schweiz, um das Gelernte in natura zu erfahren. Das reliefstärkste Gebiet Brandenburgs begeistert mit grandiosem Ausblick von für Flachlandtiroler riesig wirkenden Hügeln wie dem Dachsberg, den hier "Kehlen" genannten Trockentälern wie der Silberkehle, eiszeitlichen Toteisseen wie dem kleinen und großen Tornowsee und der Auenlandschaft des Stöbbers, der auf einem Hochplateau eine Wasserscheide bildet und damit den Barnim sowohl zur Nord- als auch zur Ostsee entwässert.
Die Gewalten der letzten Eiszeit haben den Boden ordentlich durchgewalkt und so gibt es sowohl saure Silikatböden wie auch basenreiche Abschnitte.
Entsprechend finden wir in einem Tal Säurezeiger wie die Heidelbeere und hinter dem nächsten Hügel ein grün wogendes Meer aus Kalk anzeigende Pflanzen wie Leberblümchen und Gelbem Windröschen sowie die parasitische Schuppenwurz. Wer sich nicht nur für den kulinarischen Aspekt der zugegebenermaßen verdammt leckeren Morcheln interessiert, wird sich auch an den hier vorkommenden und äußerst seltenen Arten der Lorchelartigen wie der Schildförmigen Lorchel oder der Zipfel-Lorchel erfreuen.
Am Ende des Seminars wird es eine kleine Prüfung geben. Sie werden diese leicht bestehen, wenn Sie meinen Ausführungen aufmerksam folgen. Doch auch wenn Sie die Prüfung nicht bestehen sollten, so stünden Sie damit nicht schlechter, als wenn es diese nicht gegeben hätte. Die Ergebnisse werde ich aus Datenschutzgründen nicht vor Ort öffentlich machen, sondern Ihnen individuell nebst Zertifikat per E-Mail übermitteln.