Ex­kur­si­on in die Schö­no­wer Hei­de

Füh­rung in klei­ner Grup­pe in das streng ge­schütz­te FFH

Ex­kur­si­ons­lei­tung: Dirk Har­mel 

Schönower Heide
Schönower Heide

   Ein­mal im Jahr, zur Zeit der Hei­de­blü­te im spä­ten Au­gust, ver­wan­delt sich der Bo­den der Schö­no­wer Hei­de in ein vio­let­tes Meer. Doch auch im Früh­ling und im Früh­som­mer lohnt sich eine Ex­kur­si­on hier­her, denn dann blü­hen die für Sand-Troc­ken­ra­sen ty­pi­schen Zei­ger­pflan­zen wie Klei­nes Ha­bichts­kraut, Sil­ber­gras, Sand-Thy­mi­an und Ech­ter Schaf­schwin­gel. Auch Weiß­moos und die sel­te­ne Ren­tier­flech­te sind hier hei­misch. Im Spät­herbst er­scheint die an die Be­sen­hei­de ge­bun­de­ne Gelb­stie­li­ge Keu­le. Stun­den­lang kann man in dem ge­schütz­ten Fl­ora-Fau­na-Ha­bi­tat (FFH), wan­dern, oh­ne ei­ner Men­schen­see­le zu be­geg­nen, da­für aber Muff­lons, wel­che man sonst kaum vors Au­ge be­kommt. Im Sep­tem­ber und Ok­tober kann man Rot- und Dam-Hir­sche bei der Brunft be­ob­ach­ten und schon von Wei­tem hö­ren. Sel­te­ne Tier-, Pflan­zen- und nicht zu­letzt Pilz­ar­ten fin­den hier ei­nen Rück­zugs­raum und wol­len von Ih­nen ent­deckt wer­den.

 

Espenhain
Espenhain

   Die Schö­no­wer Hei­de ist, wie je­de an­de­re Hei­de, kei­ne na­tür­lich ent­stan­de­ne, son­dern ei­ne durch mensch­li­chen Ein­fluss ge­präg­te Land­schafts­form. Der mär­ki­sche Sand­bo­den ist von Na­tur aus sau­er und nähr­stoff­arm. Durch frü­he­re Nut­zung als Hu­te­wald wur­den ihm dann noch Nähr­stof­fe ent­zo­gen und so war er spä­ter nicht mehr für die Land­wirt­schaft ge­eig­net. Nur Kie­fern wur­den hier zu­nächst noch auf­ge­fors­tet, doch schon im 19. Jh. wur­de die Flä­che als Trup­pen­übungs­platz ge­nutzt und dies dann bis zum En­de der DDR. Der da­durch auf­ge­ris­se­ne Sand­bo­den äh­nel­te dem Zu­stand wie nach dem Rück­zug der Glet­scher nach der letz­ten Eis­zeit. Da­mals wie heu­te sie­del­ten sich zu­nächst Flech­ten an und in der Fol­ge ent­stand ein Sand­troc­ken­ra­sen. Kurz da­rauf folg­te die Be­sen­hei­de (Cal­lu­na vul­ga­ris), auch Hei­de­kraut ge­nannt, die na­mens­ge­ben­de Pflan­ze die­ses Ha­bi­ta­tes. Auf dem auf die­se Wei­se nun vor Wind­ero­si­on ge­schütz­ten Bo­den dau­ert es nicht lan­ge, bis sich auch ers­te Pio­nier­bäu­me wie die Wald­kie­fer, die Es­pe und die Hän­ge­bir­ke an­sie­deln, heut­zu­ta­ge lei­der auch die Spä­te Trau­ben­kir­sche, ein ag­gres­si­ver Neo­phyt.

 

Gelbstieliege Keule
Gelbstieliege Keule

   Heu­te möch­te man die­se Kul­tur­land­schaft er­hal­ten und dies be­deu­tet, den Baum­be­wuchs zu re­gu­lie­ren, da die Hei­de sich sonst schnell in ei­nen Kie­fern-Vor­wald wan­deln wür­de. Die Pfle­ge von Men­schen­hand ist na­tür­lich kos­ten­in­ten­siv und so kam man auf die Idee, Wild­tie­re zur Be­wei­dung an­zu­sie­deln. Es wur­den acht Stück Reh- so­wie je zwölf Stück Dam- und Muf­fel­wild her­ge­bracht, wel­che das neue Zu­hau­se gut an­nah­men, sich präch­tig ver­mehr­ten und so die auf­kom­men­de Strauch- und Baum­ve­ge­ta­ti­on durch Ver­biss in Schach hal­ten. Vie­le äl­te­re Bäu­me wur­den ge­fällt, um kom­plett of­fe­ne Flä­chen zu er­hal­ten, es wur­den je­doch auch ei­ni­ge Vor­wald­area­le er­hal­ten, wel­che den Tie­ren Dec­kung und den Pil­zen ein Zu­hau­se bie­ten.

 

Kiefern-Habichtspilz
Kiefern-Habichtspilz

   Um die Tie­re am Ort zu hal­ten, wur­de ei­ne zen­tra­le Flä­che von 140 ha ein­ge­zäunt, die nun auch für die All­ge­mein­heit nicht mehr zu­gäng­lich ist. In die­ser vor mensch­li­chem Ein­fluss ge­schütz­ten Kern­zo­ne hat sich nun nicht nur ei­ne ein­zig­ar­ti­ge Flo­ra und Fau­na ge­bil­det, in der sel­te­ne Tier­ar­ten wie Wild­bie­nen, bo­den­brü­ten­de Vö­gel, Eid­ech­sen und Vi­pern Schutz fin­den, son­dern auch ei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­che Fun­ga. Der nähr­stoff­ar­me Bo­den zwingt die Bäu­me zur Sym­bio­se mit My­kor­rhi­za-Pil­zen, wel­che die Wir­te mit Ni­tra­ten ver­sor­gen. Al­ler­dings bil­den die Pil­ze hier we­gen des troc­ke­nen Bo­dens nur im Spät­herbst oder in be­son­ders re­gen­rei­chen Jah­ren auch im Som­mer und Früh­herbst grö­ße­re Men­gen an Frucht­kör­pern. Sonst sel­te­ne Pil­ze wie ver­schie­de­ne Rot­kap­pen­ar­ten und Ha­bichts­pil­ze sind eben­so zu fin­den wie die Gelb­stie­li­ge Keu­le  und vie­le mehr.